Donnerstag, 22. November 2007

Mündliche Prüfung - oder: der letzte Versuch

Irgendwann musste es ja kommen. Und natürlich bei einem Fach, das quasi sämtliche schlechten Seiten der Fächer Mathe, Physik und Chemie in sich vereinigt. Dazu noch ein Prof, der zwar sehr lieb ist und sich Mühe gibt, aber leider eine didaktische Nullnummer vor dem Herrn ist und immer bleiben wird. Den Dolchstoß versetzten mir die Übungsaufgaben, die ich natürlich nie machte.

Klausur Nummer eins: durchgefallen. War zu erwarten Die restlichen Klausuren des Semesters nahmen mich genügend in Anspruch und ich "verlegte" einfach auf die Nachklausur. Dafür hatte ich viel Zeit zum Übungsaufgaben lösen und lernte viel. Aufgrund völliger Unfähigkeit, kurze, prägnante Sätze zu formulieren, aus denen eindeutig hervorgeht, was verlangt ist, machte mir besagter Professor allerdings erneut einen Strich durch die Rechnung: Klausur Nummer zwei: durchgefallen. Und nun war die Kacke am Dampfen. Zwei Versuche hat der Student, der dritte besteht aus dem Härtefallantrag, der mündlichen Prüfung. Da steht man quasi schon mit einem Bein auf der Straße. Manche Kommilitonen gehen zwar mit einer bewundernswerten Routine in mündliche Prüfungen, für mich war es damals ein ziemlicher Schock. Kurz vorm Rausfliegen, und das schon im 2. Semester.
Nun gut. Die Warnungen des Tutors, auch ja die Übungsblätter regelmäßig zu lösen, wären also doch ernst zu nehmen gewesen. Klausuren in diesem Fach bestanden nämlich nur aus Rechenaufgaben. Die ganzen Hintergründe waren inoffiziell egal. Bei der Mündlichen ist das etwas anderes: da wird die Theorie abgefragt. Also: Buch lernen. Übrigens das erste Mal, dass ich mit Karteikarten lernte.
Naja. Ich fing früh an und machte es mir erstmal gemütlich. Zunächst musste dann der Antrag auf mündliche Prüfung stellen und den Vorschlag für den Zweitprüfer machen. Ein anderer Professor aus der gleichen Ecke war mein Mentor, das heißt, ich kannte ihn persönlich und traf mich auch öfters mit ihm und einigen anderen Studenten privat. Den nahm ich natürlich als Vorschlag. Dann galt es, zum Hauptprüfer zu gehen und ihn unter de Vorwand eines Termins ein wenig subtil auszufragen, was denn ungefähr drankommen könnte. Besonders hilfreich war das leider nicht, aber immerhin kannte er mich jetzt, sah, dass ich motiviert war und fest gewillt, die Prüfung zu schaffen. Durch meine offene Art, war ich den meisten Professoren sympathisch. Kam mir zumindest so vor, denn ein Professor gibt sich keine Mühe, eventuelle Unsympathieen zu verdecken. Und da sie eben immer freundlich zu mir sind, schließe ich darauf, dass ich ganz gut ankomme. Der Professor ist als sehr gutmütig, wenn auch völlig verplant, bekannt und hat meines Wissens noch nie jemanden in der mündlichen Prüfung rausgeschmissen. Und in mündlichen Prüfungen waren sicherlich Leute, die weit dümmer waren als ich, das weiß ich sicher. Von denen kenne ich einige. Daher war ich als grund-positiv eingestellter Mensch zunächst mal zuversichtlich.
Als der Tag der Prüfung kam, änderte sich das aber kurzzeitig. Kay hatte kurze Zeit vor mir vorsprechen müssen und als ich vor meiner Prüfung ganz kurz auftauchte um zu fragen, wie es gelaufen sei, antwortete sie mir schwach: "Scheiße, ich hab ne 4", will heißen, gerade so bestanden. Da blieb mir dann doch das Herz beinahe stehen. Ich zog den Kopf kommentarlos wieder aus dem Pausenraum zurück, schloss die Tür und verkrümelte mich mit zitternden Knien. Ruhelos tigerte ich vor dem Prüfungsraum auf und ab, wo gerade noch jemand abgefragt wurde, und die Zeit wollte einfach nicht vorbeigehen.
Irgendwann war die Stunde der Wahrheit gekommen und man rief mich herein. Die Prüfung läuft folgendermaßen ab:
Der Hauptprüfer begrüßt einen und fragt, ob man sich in der Lage fühlt, die Prüfung anzutreten. Dass muss er, damit man im Nachhinein nicht behaupten kann, das schlecht Ergebnis ist allgemeinenem Unwohlsein oder anderen Fadenscheinigkeiten zuzuschreiben. Dann ist der Fragende oft völlig erschüttert, dass man doch seine leichten Klausuren nicht bestanden hat. Da gilt es dann, eine taktisch kluge Formulierung auszuwählen, etwa "ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Sowas ist mir noch nie passiert" o.ä. Und irgendwann kommen dann eben die unvermeidlichen Fragen. Und von denen weiß ich so gut wie nichts mehr. Nur, dass ich ab und an doch sehr ins Straucheln kam, aber der Anteil dessen, was ich wusste überstieg das Nichtgewusste doch deutlich. Nach einer endlosen halben Stunde wurde ich vor die Tür geschickt. Bibber. Kurze Absprache zwischen Protokollant und Prüfer, die Tür öffnete sich und ich wurde wieder hereingerufen. Der Satz, der mich unglaublich erleichterte war: "Also, Du hast bestanden und kriegst ne 3.5" und das wars dann. Da bin ich der Exmatrikulation gerade nocheinmal von der Schippe gesprungen. Meine Kommilitonen inklusive Kay warteten mit Sekt auf mich, den ich erstmal wegkippte. Und was das Feiern danach anging: Wenn man sich sowas fest vornimmt, wird es zu 90% eine lahme Veranstaltung. Man ist erstmal nur froh, dass man aus der ganzen Scheiße draußen ist und will eigentlich nur schlafen. Endlich konnte ich mich auf mein nächstes Projekt kümmern: Die seit einem viertel Jahr sich anbandelnde Sache mit Anna zu einem positiven Ende zu bringen. Es dauerte keine 6 Wochen mehr zur Erfüllung der Mission. Aber das bleibt privat;-)

Mittwoch, 21. November 2007

Schweinehund I

Verdammt. Ich kann mich einfach nicht hinsetzen und mit der Bewerbung für das PhD-Programm weitermachen. Gestern Nacht habe ich angefangen, mir etwas aus den Fingern zu saugen, von wegen, was mich in der Zellbiologie am meisten interessiert und warum. Ich habe schon meine Interessengebiete und die passen auch wunderbar mit den angebotenen Themen zusammen. Aber wenn man so einen Text formuliert (türlich auf Englisch), muss man höllisch aufpassen, dass sich das nicht zu pathetisch oder gekünstelt anhört.
Und irgndwie versuche ich, mich darum zu drücken. Vor allem scheue ich mich, die Noten aus dem Grundstudium anzugeben. Da herrscht echt eine innere Barriere, ich will die denen echt nicht zumuten. Die sind nämlich echt scheiße. Wie gesagt.
Darum chatte ich gerade, surfe im StudiVZ, suche Unterlagen zusammen und so weiter.
Gut, im Prinzip kann ich die Bewerbung erst dann abschicken, wenn Professor 2 endlich mal in die Gänge kommt und sich ein Empfehlungsschreiben abringt. Aber irgendwie will der eine Teil trotzdem mit dem Rest fertig werden, um dann einfach auf "Submit" zu klicken, wenn das Schreiben da ist. Denn wer weiß, was noch alles schiefgeht. Wahrscheinlich ist dann der Server des Instituts down, oder was weiß ich. Noch siegt allerdings der Innere Schweinehund...

Dienstag, 20. November 2007

Schnell

Gutachter eins hat tatsächlich schon sein Empfehlungssschreiben eingereicht. Jetzt sollte sich nur noch Nummer zwei trollen.
Mit Entsetzen habe ich festgestellt, dass die bei diesem PhD-Programm die Noten von allen jemals geschriebenen Klausuren sehen wollen. Besonders Abwechslungsreich wird das bei mir nicht werden der überwiegende Teil besteht aus 3er oder 4ern. Mal sehn, was die dazu sagen. Wahrscheinlich gar nichts. Meine Unterlagen werden bestimmt sofort in den Elektronischen Aktenvernichter geleitet.
Wenn ich Glück habe, legen sie großen Wert auf die Empfehlungsschreiben und das Gelaber, mit dem ich meine Scientific Interests umschreibe.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Komischerweise habe ich kein allzuschlechtes Gefühl.

Mittwoch, 14. November 2007

Stöcke im Arsch

Neulich wurde ich von einem meiner betreuten Studenten gefragt, ob ich auch einen Stock im Arsch haben werden, wenn ich mal Doktorand bin. Antwort: Ich hoffe, nicht.

Allgemein scheine ich ein sehr kulanter Betreuer zu sein. Ich stelle keine Fragen, stresse nicht unnötig rum, halte keine Endlosmonologe und halte mich nicht für etwas Besseres. Zumindest lasse ich das die Studenten nicht spüren. Dafür sind die Doktoranden zuständig, die die kleinen "Chefs" des Praktikums waren. Ich betrachte die Studenten als Kollegen, denen ich ein wenig auf die Sprünge helfen muss. Wäre auch reichlich dämlich, plötzlich den Chef raushängen zu lassen, denn einen Großteil kenne ich schon lange und pflege ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen. Deshalb: Kein Stress, Fragen geduldig und freundlich beantworten.

Wenn man das dann allerdings ausnützt, werde ich ungemütlich. So geschehen heute. Nach der Abeschlussparty gestern abend waren heute morgen noch Nachbesprechungen zu den einzelnen Versuchen, die die Studenten zu halten hatten. Im Vortragsstil, mit Power Point etc., um die Ergebnisse zu präsentieren und um das Reden vor Publikum zu üben. Einige Jungs aus dem von mir betreuten Labor glaubten allerdings, die Nacht durchsaufen zu müssen und vor allem einer fiel dann besonders unangenehm auf, als er versuchte, durch unangebrachtes Klopfen auf den Tisch und tonlose Anfeuerungen seine Kumpels zu motivieren, die an der Tafel gerade ein Machwerk von einem Vortrag zu halten versuchten. Zitat auf dem Power Point Slide: "cAMP ist das wichtigste Protein bei der Synthese des CAP-Proteins" (Später, auf meinen Anschiss hin, versuchte er sich auf folgende Weise zu rechtfertigen: "Ich hab mir die Folien vorher nicht nochmal angeschaut" (!!))
Als dann vor versammelter Menge (incl. zweier Professoren) mit lautem Ploppen in die Stille hinein eine Weinflasche geköpft wurde, platzte mir der Kragen. Auf die unfreundliche, aber bestimmte Bitte hin, sich gefälligst zusammenzureißen, meinte er mit weinerlicher Stimme: "Ich hab doch gar nichts gemacht. Ich wollte nur dem Lothar applaudieren, weil er nen super Vortrag gehalten hat"
Sowas geht gar nicht. Ich musste einmal eine ganze Weile zwei Studenten betreuen, die mir bei meinem Projekt während der Diplomarbeit helfen sollten. Es wurde dann aber zur Gewohnheit, dass die Nächte gefeiert und gesoffen wurde und die Aufnahmefähigkeit und Konzentration auf nicht tolerierbare Minima gesunken sind. Erläuterungen theoretischer Hintergründe dessen, was sie da gerade machten, brach ich recht schnell ab, nachdem ich in leere Gesichter blicken musste, teilweise kaum in der Lage, die Augen offenzuhalten. Von pünktlichem Eintreffen im Labor wollen wir gar nicht reden. Wer feiert, hat auch zu arbeiten. Und das sage ich nicht, weil ich ein Streber ohne Leben und Freunde bin, sondern weil ich dazu durchaus in der Lage bin. In dieser Zeit waren wir auch einmal gemeinsam auf einer Party und ich war mindestens so voll wie die beiden Herrschaften. Im Gegensatz zu ihnen war ich aber am nächsten Morgen um neun Uhr fit und zunächst gut gelaunt, was sich aber sehr schnell änderte, als sich herausstellte, dass sie zu blöd waren eine Tabelle für 4 unterschiedliche Bakterienkulturen zu erstellen, diese in 3 Verdünnungsstufen auszuzählen und die Werte einzutragen. Am Schluss kam dann die Beschwerde, ich sei dermaßen miesgelaunt gewesen, dass ein normales Arbeiten nicht möglich wäre. Ein andermal musste ich laut werden, als die Herren vor dem Zellen aussähen (was erfahrungsgemäß immer sehr lang dauerte) wieder einmal für mehr als 10 min beim Rauchen verschwunden waren. Das ließ mich derartig aus der Haut fahren, dass ich nach mehrmaliger Aufforderung aus dem Fenster brüllte, sie sollen augenblicklich ihre Ärsche hochbewegen und Zellen auszählen. Das wirkte: innerhalb kürzester Zeit standen sie im Labor und waren so verstört, dass sie beim Auszählen der Humanzellen gleich mal zwei verschiedene Transfektionsansätze zusammenkippten und damit das komplette Experiment ruinierten. Beliebte Ausrede übrigens, wenn sich der Blick bei meinen Erklärungen mal wieder leerte und die Gedanken frei wurden und dahinschwebten: "Ich kann mich hier gar nicht konzentrieren, hier laufen so viele geile Ärsche rum" Aha.

Beide werden übrigens nächstes Jahr ihre Diplomarbeit dort anfangen. Zumindest einer. Der andere muss noch Statistik mündlich machen. Wenn er das nicht schafft isser weg vom Fenster. Nach 11 Semestern.

Aber zurück zum Thema. Möglicherweise ist im Laufe der letzten Zeilen ein anderer Eindruck entstanden, aber ich habe keinen Stock im Arsch. Ich bin auch kein kleiner Feldwebel, der weder Freunde hat, noch ein Leben führt und Frustration und Sadismus an untergebenen Studenten auslebt. Nur gewisse Grenzen sollten eingehalten werden und ich will bei solchen Intensivpraktika wie oben, merken, dass die Leute Interesse zeigen und ihr Bestes geben. Ansonsten kreist der Hammer.

Dienstag, 13. November 2007

WG und Wohnen I

Wenn ich mich so in meiner Wohnung umsehe, dann könnte der Außenstehende beinahe auf die Idee kommen, ich sei asozial, oder zumindest nicht besonders auf eine ästhetische Lebensweise bedacht. Wenigstens was die Wohnung angeht. Man könnte so viel aus einer Wohnung machen, tut es aber nicht. Beispiel Küche. Da unser Haus nicht ebenerdig steht, ist der hintere Teil halb im Boden versunken und die durch Fenster kann man schön die Füße der vorbeilaufenden Leute sehen. Das Fenster zeigt nach Osten und dadurch ist es morgens im Sommer sehr schön hell in der Küche, am Rest des Tages, bzw. Jahres aber eigentlich nur dunkel. Passend zu der dunklen Gesamterscheinung liegt auf dem Boden dieses potthässliche graue Laminat mit helleren Krümeln und darüber ein schmutzig-dunkelgrüner Teppich, dem man die Jahr(zehnt)e deutlich anhand der Flecken ansieht. Der Herd ist so gut wie nie geputzt und alles drumherum mit Fett bespritzt. Die Kacheln im Bad haben ein Muster, das gottlob nicht erkennen lässt, wieviel Haare und Staub auf dem Boden liegen. Das Klo wird nur sporadisch geputzt, das Waschbecken geringfügig häufiger.

Woran liegts? Gewohnheit. Seit ich von zuhause ausgezogen bin, lebe ich in diesen Zuständen. Mal drastischer, mal weniger schlimm. Die erste Wohnung war eine Vierer-WG, die ich durch Zufall bekam und natürlich gleich nahm, weil ich keine Lust auf Horrorszenarien von Gemeinschaftsunterkünften und stundenlangen Anfahrten zur Uni hatte. Das Zimmer an sich war ziemlich in Ordnung, etwas dunkel, aber schön quadratisch geschnitten, so dass das Beste aus den ca. 12.5 m² herauszuholen war. Das Haus war ein Altbau, aber kein klassischer mit hohen Decken, sondern ein, tja, ein alter halt. Es hatte 4 Geschosse und die beiden oberen waren vermietet. Im Erdgeschoss war ein kleiner Laden und das 1. OG bewohnte der Vermieter sporadisch. Dass das ganze Haus eigentlich nur für eine Familie gedacht war und nicht etwa noch zusätzlich für 4 Studenten, war ganz einfach daran zu erkennen, dass das "Bad", das uns vieren zur Verfügung stand, keines war und mit Sicherheit von dem, wie er wohl von sich selber glaubte, handwerklich geschickten Vermieter installiert worden war. Es bestand aus einem Verschlag mit einer Grundfläche von 1.2 m² (!). Richtig, da passt nicht viel rein. Gerade mal eine Dusche und gegenüber ein Klo. Waschbecken? Fehlanzeige. Wir putzen die Zähne und rasierten uns über der Dusche. Wenn man auf dem Klo saß, hatten (meine) kleinen Füße (Größe 42) gerade eben Platz zwischen Kloschüssel und Duschrand. De facto musste man, um einigermaßen bequem zu seitzen, die Füße auf letzterem abstellen. Dass das Kabuff keine Lüftung hatte, versteht sich selbst. Ein Spiegel befand sich in ca. 1.70 m Höhe über dem Klo und hatte eine Fläche von ungefähr 20 cm². Für tropisches Klima sorgte ein kleiner Heizlüfter. WG-intern hat sich nach einer Weile der Begriff "Therme" für das Räumchen eingebürgert. Noch abenteuerlicher gestaltete sich die Abwasserentsorgung: Noch unter dem Kabuff liefen der Ablauf der Dusche und der Toilette zusammen und entließen die Abwässer gemeinsam außen am Haus in den Ablauf der Dachrinne. Die war regelmäßig undicht und wurde vom Vermieter fachmännisch mit Paketklebeband abgedichtet und leckte daher schön neben meinem Fenster. Bei jedem Spülen tropfte es auf das Wellblechdach direkt unter meinem Fenster. Aber es stank erstaunlich wenig.

Montag, 12. November 2007

Gutachter und Referees

Manchen Professoren sollte regelmäßig in den Arsch getreten werden dürfen. Ich warte jetzt seit mehr als 5 Wochen auf das Gutachten meiner Diplomarbeit und die beiden Herren kommen nicht in die Gänge. Bei einer Diplomarbeit läuft es so, dass sie von zwei Professoren begutachtet werden muss, von denen einer der ehemalige Chef ist, also der, bei dem man die Arbeit angefertigt hat. Den anderen kann man sich in der Regel frei aussuchen. Er sollte natürlich mit dem Gebiet etwas anfangen können und idealerweise dafür bekannt sein, gute Noten zu vergeben. Wenn er dann noch irgendwann in dei Gänge kommt, und das Meisterwerk auch korrigiert, ist die Welt in Ordnung.
Die meisten Arbeitsgruppen, die Doktorandenstellen ausschreiben, verlangen das fertige Zeugnis zwar nicht zwingend, jedoch muss man auf jeden Fall das aktuellste vorlegen, und mein Vordiplom ist nicht gerade ein gutes Aushängeschild. Daher wäre es durchaus von Vorteil, wenn ich in den nächsten Tagen einmal das Zeugnis in der Hand hätte. Offiziell haben die Professoren 30 Tage Zeit, das Gutachten abzuliefern, wenn sie diese Frist nicht erfüllen, sagt auch keiner was. Nur der Begutachtete beißt sich in die Faust.

Eine andere Sache sind Referenzschreiben. Viele Arbeitsgruppen wollen bei den Bewerbungen ein verlässliches Referenzschreiben, also eine kleine Lobeshymne auf den Bewerber, die von Professoren oder Doktoren ausgestellt wird. In der Tat bestehen diese "Reference Letters" meist aus Satzbausteinen, die nur der Wahrheit entlehnt sind. Wenn man da zufällig jemanden mit großem Namen an der Hand hat, kann soetwas trotzdem durchaus Eindruck schinden.

Heutzutage wird, besonders von eher sehr weit westlich orientierten Arbeitsgruppen, oft eine Online-Bewerbung verlangt. Der hoffnungfrohe Studeinabsolvent meldet sich auf einer Internetseite an und gibt als erstes die Namen von zwei Referees an. Die Arbeitsgruppe nimmt mit diesen Kontakt auf und verlangt einen Reference Letter. Oftmals kann man mit der Bewerbung nicht fortfahren, wenn diese beiden Referees nicht eingetragen sind, will heißen, man sollte die betreffenden Personen erstmal einweihen, damit sie wissen, was Sache ist, wenn die Mail von der AG kommt. Und genau an dem Punkt bin ich, aber die Damen und Herren halten es entweder nicht für nötig mir zu antworten, haben es vergessen, meine Mail ist im Spam-Ordner gelandet oder sonstwas. Und die Bewerbungsfrist neigt ich auch dem Ende. Wenn ich die Damen und Herren jetzt anrufe, heißt das natürlich noch lange nicht, dass ich dann gleich ein Schreiben habe. Nein, dann müssen sie ja auch erstmal das Schreiben aufsetzen, nachdem sich die AG gemeldet hat. Anschließend muss ich also dann auch ständig auf der Hut sein, dass das Schreiben auch geschrieben wird. Ich sehe, das wird noch stressig. Morgen werden ich die Damen und Herren anrufen und nach dem werten Befinden fragen.

Man kann hier schön sehen, dass man immer hinterherrennen muss, falls man etwas auf die Reihe bekommen will. Und wenn es saudumm läuft, versauen die Professoren Dir die Tour, anstatt sie überhaupt in Gang zu bringen. Und das Schlimmste: Du kannst nichts dagegen machen. Nichts.

Wenn diese ganze Scheiße nicht wäre, hätte ich gerade ein schönes Leben.

Sonntag, 11. November 2007

Mysteriöse Jobangebote

Neulich stach mir ein Zettel ins Auge, der Uniabsolventen Aussicht auf einen Job versprach und zwar im Speziellen Biologen und Chemikern. Die Firma suche ständig neue Leute und man solle sich doch für nähere Infos einfach per Mail melden. Kein Firma, kein Name, nur eine @gmx Mailadresse. Ohne Besondere Erwartungen schrieb ich eine Mail mit der Bitte um Infos und bekam am nächsten Tag gleich eine Antwort. Es handele sich um eine Schweizer Firma, die schon länger Leute suche und der Verfasser entschuldigte sich dafür, dass "das Ganze etwas ominös" herüberkommt. Hatte ich zwar in meiner Mail nicht erwähnt, aber wenn er meint... Er (Karl) sprach mich gleich mit "Du" an und schrieb, dass er auf die Idee mit dem Auhang kam, weil er an der gleichen Uni Biologie studiert hat. Um uns näher kennenzulernen sollten wir mal telefonieren, oder uns treffen. Jedenfalls bekam ich die Internetadresse der Firma und fand zu meinem Erstaunen nicht irgendeine kleine Klitsche, sondern ein weltweit operierendes Biotech-Dienstleistungsunternehmen vor. Ich schrieb zurück, dass ich einigermaßen interessiert sei und schickte meine Telefonnummer mit. Am nächsten Tag rief er an während ich unterwegs ar und Samuel, mein Mitbewohner war unterweisen, mir in diesem Fall seine Telefonnummer aufzuschreiben. Tags darauf rief ich zurück und kam bei seinem Anrufbeantworter heraus. Und zwar bei seinem privaten. Schonmal merkwürdig. Das Band plapperte seine Handynummer aus, welche eine deutsche Vorwahl hatte, was mir auch zunächst seltsam vorkam, allerdings fiel mir dann gleich ein, dass es ja die sogenannten "Grenzgänger" gibt. Das zugehörige Handy war offensichtlich ausgeschalten, denn es sprang sofort die Mailbox an und bis heute habe ich den Herrn nicht erreicht. Ich frage mich, warum man nicht seine Geschäftsnummer rausrückt (womöglich, weil es kein Geschäft gibt?)... Warum man das ganze so geheimnisvoll gestaltet... Warum man nie erreichbar ist...

Ohne große Ansprüche zu haben, werde ich weiter versuchen, herauszubekommen, was sich hinter dem Mysterium verbirgt.

Geschafft...

Die erste Bewerbung ist geschrieben. Nach der gehts meistens leichter, weil man dann nur noch die Anschreiben ändern und die Schwerpunkte im Lebenslauf an die jeweilige Arbeitsgruppe angleichen muss. Das ganze war jetzt eine Bewerbung per Mail. Finde ich persönlich ja ziemlich popelig, aber es erspart einem die ganze Scheiße mit Kopieren von Dokumenten und dem Kauf einer teuren Bewerbungsmappe. Hat jemand schonmal versucht, eine Bewerbungsmappe zu kaufen auf der NICHTS draufsteht? Erstmal finden! Und dann 5 € hinblättern, für das bisschen Pappe. Und im Normalfall landet die nach der Begutachtung wer weiß wo... Im Müll wahrscheinlich. Zurückbekommen ist leider Glückssache. Bei mir stehen auch noch zwei Bewerbungsmappen aus, die ich früher geschrieben habe, ich werde da mal anrufen müssen und um Rücksendung bitten.

Außer der Bewerbung habe ich heute nichts auf die Reihe gebracht. Aber es ist ja auch Sonntag. Sitze immer noch in Trainingshose herum und habe noch nicht einmal die Zähne geputzt, geschweige denn, einen Fuß vor die Tür gesetzt. Die Tage, an denen das passiert, sind an einer Hand abgezählt, normalerweise bin ich mindestens einmal kurz draußen, um eine Runde zu laufen. Aber nachher werde ich noch zu Freunden fahren, um Fertigpizza zu fressen und Tatort zu glotzen. Was für ein dekadenter Tag. Aber wenigstens ist die Bewerbung draußen. Mal sehn, wann was kommt (bzw. ob).

Was kann der Blog?

Nix. Aber er versuchts zumindest.

Falls das so klappt, wie ich es eben spontan ausgesponnen habe, wird er eine komplette Doktorarbeit lang über die Höhen und Tiefen einer Promotion berichten, sowohl wissenschaftlich als auch privat. Ich werde mich zwar hüten, Details aus meinen Ergebnissen auszuquatschen, aber es werden sicherlich einige Fachausdrücke fallen. Außerdem soll es in schöner Regelmäßigkeit Flashbacks in das (leider und gottlob) vergangene Studentenleben geben.
Das Ding hier wird also relativ persönlich, was aber egal ist, da wahrscheinlich eh keiner mitliest und für den Fall, dass doch, verzichte ich zunächst mal auf echte Namen, sowohl von Städten, als auch von Personen. Ich hoffe, das lässt sich soweit vermeiden, aber für den Fall, dass sich jemand wiedererkennt muss ich anscheinend daraufhinweisen, dass jegliche Übereinstimmung mit tatsächlich existierenden Personen, Orten und Begebenheiten rein zufällig und nicht beabsichtigt ist. Naja. Is natürlich Quatsch, aber schließlich habe ich nicht Jura, sondern Biologie studiert.

Also, nochmal zum Thema zurück: Der Blog ist (außer an mich selbst) gerichtet an:

- Schüler, den ein oder anderen Gedanken an ein Biostudium verschenken
- Studenten, die Bio studieren und nicht genau wissen, was danach kommt
- Doktoranden der Biologie, die sehen wollen, wie es anderen geht und sich vielleicht wiedererkennen wollen
- Nicht-Studierte und Nicht-Studierende, die der Meinung sind, dass alle Studenten nur saufen, feiern, vögeln, nicht arbeiten und sowieso das schönste Leben haben
- und alle anderen, die es interessiert.

Rechtschreibfehler sind durchweg aus Leichtsinn entstanden und beruhen nur auf einem Nicht-nochmal-Durchlesen des Textes. Ich bin der Deutschen Sprache mächtig und bitte darum, Kommentare, die sich auf Rechtschreibfehler beziehen, zu unterlassen.


Danke...

Wozu brauch ich eigentlich einen Blog...?

Berechtigte Frage.

Jeder Depp hat einen, keine Sau interessiert sich dafür. Da es mir zu schwul ist, Tagebuch zu schreiben, ich aber später gerne nachlese, wann ich wo was wie getan habe, wie es mir dabei ging und so weiter, gibts jetzt eben ganz professionell einen Blog.

Aber vielleicht liest trotzdem jemand drin und fällt nicht vor Langeweile um, wenn es hier bald um Signaltransduktionsprozesse, Proteomics, RNA, DNA, Proteine, Säulen, Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamid-Gelelektrophorese und ähnliche Dinge geht. Ja, eventuell ist das hier sogar eine Hilfe für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, ein Biostudium anzufangen. Ich habe das damals nicht getan: mit dem Gedanken spielen. Ich habe mich einfach für Bio beworben, weil ich nicht den Hauch einer ahnung hatte, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Schule war vorbei, Dienst ging ebenfalls dem Ende zu und da ich schon als kleiner Junge jedn Stein umgedreht habe, um eventuell darunterliegende Larven und Puppen zu finden und auch sonst eigentlich entweder auf der Schulbank oder im Wald zu finden war bewarb ich mich auf blind bei der ZVS und wurde, trotz eines höchstens durchschnittlichen Abiturs gleich an meinen Wunschort versetzt, der sich im Nachhein als Top-Adresse für ein Biostudium erwies. Als ich dann meinen Stundenplan (ja, sowas gibts auch an der Uni) in den Händen hielt, war ich etwas entsetzt, wie wenig klassische Biologie und wieviel Mathe, Physik und Chemie auf mich warteten. Letztere Fächer fand ich in der Schule schon immer scheiße und natürlich habe ich sie nach der 11. sofort abgewählt (natürlich mit "ausreichend"). Später sollte sich herausstellen, dass mir das beinahe den Hals gebrochen hat.
Also fügte ich mich in 5 Jahre voller Chemie, Mathematik, Experimentalphysik, Physikalischer Chemie, Biochemie und (als kleiner Verschnaufer) ganz wenig Zoologie. Der Arbeitsmarktsituation angepasst, spezialisierte ich mich später auf Biochemie und Molekulare Zellbiologie. Die Zoologie sollte Hobby bleiben.
Was genau ich später machen wollte, schob ich genau dorthin: auf später.
Und jetzt ist später. Das Diplom ist abegegeben, die Herren Gutachter lassen sich noch Zeit, sich zu Bewerben ist trotzdem langsam sehr dringen. Finanziell kann ich mich dieses Semester hier noch durchschlagen, denn als geprüfter HiWi verdient man nicht so schlecht. Allerdings tickt die Uhr und um später noch der Wissenschaft zu entkommen (was ich bis dato noch dringend vorhabe) sollte man möglichst jung sein. Als Dipl.-Biol. auf den oben genannten Gebieten hat man sehr wohl Chancen auf einen gut bezahlten Job. Pharma-Firmen sind ständig auf der Suche und locken mit vielversprechenden Angeboten: Gutes Gehalt, junges Team, Firmenwagen, ... Alles richtig. De facto sieht das aber meistens so aus, dass man (zumindest) am Anfang mit dem Arzneimittelköfferchen von Arzt-Praxis zu Arzt-Praxis zieht und den Herren Doktor versucht, die neuesten Drogen zu verkaufen. Die Herren Doktor sind oft gestresst, schlecht gelaunt und behandelt einen oft ziemlich assi, weil man "nur" Diplombiologe ist. Dass ihr Dr. med. höchstens (höchstens!) einer durchschnittlichen Diplomarbeit gleichzustellen ist, wissen sie nicht, bzw. wollen es nicht wissen. OK, also sicherlich nicht jedermanns Sache. Allerdings gibt es sicher Menschen, die damit umgehen können, die auch die Ausstrahlung und das Selbstbewusstsein haben, sich nicht fertig machen zu lassen, oder einfach gut behandelt werden, weil sie gut ankommen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich einer von ihnen wäre. Warum mach ich das dann nicht? Überlegte ich mir in letzter Zeit selber häufig. Letztendlich bin ich aber zu dem Schluss bekommen, dass ohne den Dr. rer. nat. auf der Karriereleiter recht schnell Schluss ist und das gute Gehalt plötzlich doch nicht mehr so viel ist, wenn man ein paar Bälger durchfüttern muss. Und das ist schneller soweit als man denkt. Neulich meinte ein Freund zu mir auf meine Überlegungen hin: Wenn Du so nen Job annimmst, hast Du in 3 Jahren ne Frau und 3 Blagen am Hals und dann ist Schluss. Also: Promovieren.