Dienstag, 13. November 2007

WG und Wohnen I

Wenn ich mich so in meiner Wohnung umsehe, dann könnte der Außenstehende beinahe auf die Idee kommen, ich sei asozial, oder zumindest nicht besonders auf eine ästhetische Lebensweise bedacht. Wenigstens was die Wohnung angeht. Man könnte so viel aus einer Wohnung machen, tut es aber nicht. Beispiel Küche. Da unser Haus nicht ebenerdig steht, ist der hintere Teil halb im Boden versunken und die durch Fenster kann man schön die Füße der vorbeilaufenden Leute sehen. Das Fenster zeigt nach Osten und dadurch ist es morgens im Sommer sehr schön hell in der Küche, am Rest des Tages, bzw. Jahres aber eigentlich nur dunkel. Passend zu der dunklen Gesamterscheinung liegt auf dem Boden dieses potthässliche graue Laminat mit helleren Krümeln und darüber ein schmutzig-dunkelgrüner Teppich, dem man die Jahr(zehnt)e deutlich anhand der Flecken ansieht. Der Herd ist so gut wie nie geputzt und alles drumherum mit Fett bespritzt. Die Kacheln im Bad haben ein Muster, das gottlob nicht erkennen lässt, wieviel Haare und Staub auf dem Boden liegen. Das Klo wird nur sporadisch geputzt, das Waschbecken geringfügig häufiger.

Woran liegts? Gewohnheit. Seit ich von zuhause ausgezogen bin, lebe ich in diesen Zuständen. Mal drastischer, mal weniger schlimm. Die erste Wohnung war eine Vierer-WG, die ich durch Zufall bekam und natürlich gleich nahm, weil ich keine Lust auf Horrorszenarien von Gemeinschaftsunterkünften und stundenlangen Anfahrten zur Uni hatte. Das Zimmer an sich war ziemlich in Ordnung, etwas dunkel, aber schön quadratisch geschnitten, so dass das Beste aus den ca. 12.5 m² herauszuholen war. Das Haus war ein Altbau, aber kein klassischer mit hohen Decken, sondern ein, tja, ein alter halt. Es hatte 4 Geschosse und die beiden oberen waren vermietet. Im Erdgeschoss war ein kleiner Laden und das 1. OG bewohnte der Vermieter sporadisch. Dass das ganze Haus eigentlich nur für eine Familie gedacht war und nicht etwa noch zusätzlich für 4 Studenten, war ganz einfach daran zu erkennen, dass das "Bad", das uns vieren zur Verfügung stand, keines war und mit Sicherheit von dem, wie er wohl von sich selber glaubte, handwerklich geschickten Vermieter installiert worden war. Es bestand aus einem Verschlag mit einer Grundfläche von 1.2 m² (!). Richtig, da passt nicht viel rein. Gerade mal eine Dusche und gegenüber ein Klo. Waschbecken? Fehlanzeige. Wir putzen die Zähne und rasierten uns über der Dusche. Wenn man auf dem Klo saß, hatten (meine) kleinen Füße (Größe 42) gerade eben Platz zwischen Kloschüssel und Duschrand. De facto musste man, um einigermaßen bequem zu seitzen, die Füße auf letzterem abstellen. Dass das Kabuff keine Lüftung hatte, versteht sich selbst. Ein Spiegel befand sich in ca. 1.70 m Höhe über dem Klo und hatte eine Fläche von ungefähr 20 cm². Für tropisches Klima sorgte ein kleiner Heizlüfter. WG-intern hat sich nach einer Weile der Begriff "Therme" für das Räumchen eingebürgert. Noch abenteuerlicher gestaltete sich die Abwasserentsorgung: Noch unter dem Kabuff liefen der Ablauf der Dusche und der Toilette zusammen und entließen die Abwässer gemeinsam außen am Haus in den Ablauf der Dachrinne. Die war regelmäßig undicht und wurde vom Vermieter fachmännisch mit Paketklebeband abgedichtet und leckte daher schön neben meinem Fenster. Bei jedem Spülen tropfte es auf das Wellblechdach direkt unter meinem Fenster. Aber es stank erstaunlich wenig.

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