Sonntag, 11. November 2007

Wozu brauch ich eigentlich einen Blog...?

Berechtigte Frage.

Jeder Depp hat einen, keine Sau interessiert sich dafür. Da es mir zu schwul ist, Tagebuch zu schreiben, ich aber später gerne nachlese, wann ich wo was wie getan habe, wie es mir dabei ging und so weiter, gibts jetzt eben ganz professionell einen Blog.

Aber vielleicht liest trotzdem jemand drin und fällt nicht vor Langeweile um, wenn es hier bald um Signaltransduktionsprozesse, Proteomics, RNA, DNA, Proteine, Säulen, Natriumdodecylsulfat-Polyacrylamid-Gelelektrophorese und ähnliche Dinge geht. Ja, eventuell ist das hier sogar eine Hilfe für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, ein Biostudium anzufangen. Ich habe das damals nicht getan: mit dem Gedanken spielen. Ich habe mich einfach für Bio beworben, weil ich nicht den Hauch einer ahnung hatte, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Schule war vorbei, Dienst ging ebenfalls dem Ende zu und da ich schon als kleiner Junge jedn Stein umgedreht habe, um eventuell darunterliegende Larven und Puppen zu finden und auch sonst eigentlich entweder auf der Schulbank oder im Wald zu finden war bewarb ich mich auf blind bei der ZVS und wurde, trotz eines höchstens durchschnittlichen Abiturs gleich an meinen Wunschort versetzt, der sich im Nachhein als Top-Adresse für ein Biostudium erwies. Als ich dann meinen Stundenplan (ja, sowas gibts auch an der Uni) in den Händen hielt, war ich etwas entsetzt, wie wenig klassische Biologie und wieviel Mathe, Physik und Chemie auf mich warteten. Letztere Fächer fand ich in der Schule schon immer scheiße und natürlich habe ich sie nach der 11. sofort abgewählt (natürlich mit "ausreichend"). Später sollte sich herausstellen, dass mir das beinahe den Hals gebrochen hat.
Also fügte ich mich in 5 Jahre voller Chemie, Mathematik, Experimentalphysik, Physikalischer Chemie, Biochemie und (als kleiner Verschnaufer) ganz wenig Zoologie. Der Arbeitsmarktsituation angepasst, spezialisierte ich mich später auf Biochemie und Molekulare Zellbiologie. Die Zoologie sollte Hobby bleiben.
Was genau ich später machen wollte, schob ich genau dorthin: auf später.
Und jetzt ist später. Das Diplom ist abegegeben, die Herren Gutachter lassen sich noch Zeit, sich zu Bewerben ist trotzdem langsam sehr dringen. Finanziell kann ich mich dieses Semester hier noch durchschlagen, denn als geprüfter HiWi verdient man nicht so schlecht. Allerdings tickt die Uhr und um später noch der Wissenschaft zu entkommen (was ich bis dato noch dringend vorhabe) sollte man möglichst jung sein. Als Dipl.-Biol. auf den oben genannten Gebieten hat man sehr wohl Chancen auf einen gut bezahlten Job. Pharma-Firmen sind ständig auf der Suche und locken mit vielversprechenden Angeboten: Gutes Gehalt, junges Team, Firmenwagen, ... Alles richtig. De facto sieht das aber meistens so aus, dass man (zumindest) am Anfang mit dem Arzneimittelköfferchen von Arzt-Praxis zu Arzt-Praxis zieht und den Herren Doktor versucht, die neuesten Drogen zu verkaufen. Die Herren Doktor sind oft gestresst, schlecht gelaunt und behandelt einen oft ziemlich assi, weil man "nur" Diplombiologe ist. Dass ihr Dr. med. höchstens (höchstens!) einer durchschnittlichen Diplomarbeit gleichzustellen ist, wissen sie nicht, bzw. wollen es nicht wissen. OK, also sicherlich nicht jedermanns Sache. Allerdings gibt es sicher Menschen, die damit umgehen können, die auch die Ausstrahlung und das Selbstbewusstsein haben, sich nicht fertig machen zu lassen, oder einfach gut behandelt werden, weil sie gut ankommen. Ich bin mir sehr sicher, dass ich einer von ihnen wäre. Warum mach ich das dann nicht? Überlegte ich mir in letzter Zeit selber häufig. Letztendlich bin ich aber zu dem Schluss bekommen, dass ohne den Dr. rer. nat. auf der Karriereleiter recht schnell Schluss ist und das gute Gehalt plötzlich doch nicht mehr so viel ist, wenn man ein paar Bälger durchfüttern muss. Und das ist schneller soweit als man denkt. Neulich meinte ein Freund zu mir auf meine Überlegungen hin: Wenn Du so nen Job annimmst, hast Du in 3 Jahren ne Frau und 3 Blagen am Hals und dann ist Schluss. Also: Promovieren.

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