Dienstag, 19. Februar 2008

Mal wieder jemanden überzeugt

Die letzten 2 oder 3 Wochen war ich extrem produktiv für meine Verhältnisse. Es waren sogar mehrere (2) klassische Bewerbungen dabei, so richtig mit Mappe und Papier! Diese Art der Bewerbungen hatte ich immer elegant zu umschiffen zu versucht. War mir immer zu blöd, extra zur Post zu rennen, auszudrucken, Fotos machen etc. Meistens fährt man mit dieser Taktik ganz gut, da Molekularbiologen eine recht moderne Zunft sind. Wenn man allerdings die Fühler in die Medizin streckt, was immer häufiger passiert (ich glaube, das ist ein eigenes Thema wert), wirds oft komplizierter. Mediziner sind meistens etwas konservativer und halten gerne an Traditionen fest (zumindest die älteren, was den Jobsuchenden allerdings meist betrifft), so dass dort eben die Emailbewerbung entweder als Option oder aber gar nicht erwünscht ist.
Zurück zum eigentlichen Thema: Der Großteil der Bewerbungen aus meiner spontanen Effektivitätsphase blieb bis dato natürlich unbeantwortet, was sich in mindestens ein oder zwei Fällen auch nicht ändern wird.
Die letzte Bewerbung allerdings wurde als erstes beantwortet und zwar durchaus positiv: Mal wieder eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Um zum momentanen Sitz der Gruppe zu gelangen, hätte ich über 500 km durch die Gegend eiern müssen. Da bei ihnen allerdings bald ein Umzug stattfindet und sie daher gerade an ihrem neuen, bzw. zukünftigen Wirkungsort waren um einige Dinge zu klären, wurde ich dort hinbestellt. Brachte mir eine Ersparnis von gut 400 km. Eine Strecke, auf der das Auto vertretbar ist.
Mein potentiell zukünftiger Chef hatte mir seine Handynummer gegeben, damit ich ihn bei meiner Ankunft anrufen kann, denn das Institut ist nicht frei zugänglich. Es liegt in einem Klinikkomplex und damit nicht ständig verwirrte Patienten und neugierige Besucher ihre Zinken dort hineinstrecken, ist die Tür nur mit Magnetkarte oder Schlüssel öffenbar.
Natürlich war ich mal wieder viel zu früh dort und sah mich daher ein wenig in der Eingangshalle um. Mal wieder alles ganz nett hergerichtet, viele Pflanzen, der unvermeidbare Kunst-See, ein kleines Kiosk mit Café, in dem sich auffällig viele Menschen mit Kopfverletzungen aufhielten.
Schließlich nahm ich das Handy heraus und rief an. Niemand nahm ab, aber es war ja auch 5 min zu früh. 5 min später das gleiche Spiel mit dem gleichen Erfolg. Hm, war wirklich 14 Uhr abgemacht? Diese Frage leitete die üblichen Zweifel an der Kontrolle der Situation ein. Hatte ich die richtige Nummer? (als ich losgefahren war, fiel mir natürlich ein, dass ich die Nummer noch auf dem Schreibtisch liegen hatte, so musste meine Begleitung bei Samuel anrufen und ihn die Nummer durchgeben lassen. Hatte der Dödel was falsches gelesen? War meine Schrift unleserlich...? Fehlerquellen fielen mir genug ein). Also musste ich wohl aktiv werden. Ich versuchte die nicht wirklich eindeutigen Schilder zu befolgen und begab mich ins HG, das eins über dem EG lag (danach kam dann das 1. OG. Nie gesehn sowas). Dort sollte die Abteilung sein. Leider stand ich auf einer Krankenstation, zu der ich definitiv nicht wollte. Ich drehte mich um und versuchte den selben Weg zurückzugehen. In diesem Moment klingelte mein Handy. Aha, die Nummer war also doch richtig. Ich solle den Schildern folgen, man würde in einer Gruppe auf dem Flur warten. Nachdem ich endlich irgendein Treppenhaus gefunden hatte -ich befand mich natürlich auf dem flaschen Stockwerk- landete ich in einem seltsamen Zwischenstockwerk, von dem aus ich leider nicht in das gewollte HG kam. Umdrehen, zurücklaufen. Türe öffnen ging leider nicht, denn von außen sollte wohl niemand diese Tür durchschreiten. Also ein Stockwerk weiter runter. Ebenfalls keine Türklinke. Zwei Stockwerke hoch: dito. Langsam kam ich ins Schwitzen. Und tatsächlich enterte ich kurz darauf ein Stockwerk, bei dem ich auch vom diesem Scheiß-Treppenhaus aus die Tür öffnen konnte. Leichte Panikanflüge wurden spürbar: Der Doktor wird sich seinen Teil denken (will hier forschen, aber ist zu doof, die Abteilung zu finden). Aber tatsächlich gelangte ich schließlich auf das richtige Stockwerk und sah von weitem schon die Glastür mit der entsprechenden Aufschrift. Auch die angekündigte Personengruppe war zu sehen und als ich bemerkt wurde, löste sich eine von ihnen heraus und kam auf die Tür zu...

Sonntag, 3. Februar 2008

Vorstellungsgespräch die 2te - Essen - Gespräch - und Kuchen

Als wir die Treppen zu dieser Kantine hochliefen, lief das Gespräch noch etwas quälend. Schwierig natürlich, auf einer Treppe, auf die keine zwei Personen nebeneinander passen, fließende Konversation zu betreiben. Oben wurde mir dann die Funktion der Kantine erklärt und wir saßen nach kurzer Zeit an einem kleinen Tisch mitten im Gastraum. Ich hasse es eigentlich, mitten im Raum zu sitzen, aber das musste jetzt hier mal zurückstecken, und davon abgesehen waren am Rand keine Plätz mehr frei. Langsam kam das Gespräch in Gang. Ich weiß nicht mehr genau, wie, aber ich glaube, wir begannen über die Uni zu sprechen, auf der wir beide studiert hatten. Das war natürlich schonmal eine gute Basis. Später kam dann das Gespräch auf Tierversuche, was hier ein kritisches Thema war, denn für die die Projekte war es unverzichtbar, Tierversuche durchzuführen (auch wenn es Tierschützer wahrscheinlich mal wieder nicht glauben können - dazu aber später mehr). Ich hatte nach der Abgabe meiner Diplomarbeit einen Kurs zur Versuchstierkunde besucht und war daher schonmal von vorne herein nicht ganz ungeeignet. Im Laufe des Gesprächs verstrickte ich mich allerdings in ethische Diskussionen, und kurzzeitig hatte ich das Gefühl, er war etwas skeptisch gegenüber meiner charakterlichen Eignung. Meiner Ansicht nach betonte ich mein Mitleid den Tieren gegenüber etwas zu stark. Als ich das merkte, begann ich aber dezent zu betonen, dass ich natürlich bereit bin, diese Versuche durchzuführen, mir aber immer vor Augen halte, dass das Tiere sind usw. Wahrscheinlich dachte er: "ja nee, is klar. Dachte ich am Anfang auch, aber..." oder etwas in der Art.

Die Tortellini waren gut.

Dann zurück ins Labor. Ich sollte vor dem Gespräch schon zwei Papers lesen, was ich versucht, bzw. getan hatte, die ich aber mangels Zeit und Sachkenntnis nicht ganz durchstiegen habe. Nun, dachte ich, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem er wissen will, wie weit ich bescheid weiß, und ich bereitete mich darauf vor, meine im Voraus schon zurechtgelegten Ausreden taktisch günstig anzubringen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass das gar nicht nötig war. Denn: er begann, sein komplettes Themengebiet anhand von früheren Publikationen und schönen farbigen Bildchen anschaulich darzulegen. Die Atmosphäre begann derart vertraulich zu werden, dass ich mich sogar traute, verhältnismäßig blöde fragen zu stellen. Natürlich nicht ohne den Hinweis auf letzteres. Aber er wiegelte ständig ab und erklärte alles geduldig. Meiner bescheidenen Ansicht nach habe ich mich ganz gut geschlagen. Ich wirkte interessiert, fragte nach und brachte sogar einen halbwegs vernünftigen Vorschlag für das Projekt.
Alles in allem dürfte die Diskussion ca. 2 Stunden gedauert haben. Und sie war hochinteressant! Bei diesem Thema ist soviel zu holen und es ist endlich mal nicht völlig an der Realität vorbeischießende Grundlagenforschung (was selbstverständlich nicht bedeutet, dass die unwichtig ist!). Ich war sofort begeistert! Ein Methodenspektrum, das sich gewaschen hat, ein Thema, das Gelder bringt. Aber: harte Arbeit, viel zu tun, heiß umkämpftes Gebiet.
Falls ich ihm auf den Geist gegangen wäre, oder er mich für unfähig erklärt hätte, wäre nun seine Chance gekommen, mich rauszuschmeißen. Aber: "Jetzt könnten wir ja noch einen Kaffee trinken gehen"
Und dort ließen wir uns dann in die loungigen Sessel des Cafés fallen, futterten Muffins und tranken Tee bzw. Kaffee unter dem Sonnendach und sanft untermalt vom Plätschern des künstlichen Sees. Das war dann wohl die Fragerunde "Persönliches". Ich fühlte mich etwas nach meiner Arbeitsmoral ausgefragt. Zeitaufwändige Hobbies gingen gar nicht, wie er meinte. Gut, dass ich kein Pferd habe. Ich nehme an, ich entsprach seinen Vorstellungen ganz gut, bzw. bilde mir ein, dass ich meine nicht vorhandene Scheu vor im Labor verbrachten Wochenenden glaubhaft rübergebracht habe. Das ganze musste dann auch noch ca. einundhalb Stunden gedauert haben und alles in allem lief es wie geschmiert. Keine peinlichen Pausen, keine unangenehmen Missverständnisse, alles paletti. Ebenfalls wie einstudiert endete das Gespräch und bei der Verabschiedung waren seine Worte: "Vielen Dank für Ihren Besuch. Ich habe heute einen ersten Eindruck bekommen, einen sehr guten ersten Eindruck! .." Er wird sich melden und das mit dem sehr guten ersten Eindruck glaub ich ihm sogar. Jetzt bete ich eben, dass kein Konkurrent kommt, der einen noch besseren ersten Eindruck macht. Aber genau das ist die Gefahr. Immer.