Montag, 10. März 2008

Vorstellungsgespräch die 3te oder die ultimative Stunde der Wahrheit


Donnerstag Nachmittag: Ich stehe wieder im Isotopenlabor und erledige ohne Elan meinen Deppen-Job. Da klingelt das Telefon. Die kritische Vorwahl lässt mir urplötzlich das Blut aus der Körperperipherie zurückweichen und es sich mehr zentral akkumulieren. Fluchtreflex wird eingeleitet. Aber auch wenn mein geliebter Mitbewohner Gegenteiliges behauptet, gehöre ich auch als "Fleischfresser" zu den zivilisierten Primaten und bin in der Lage den Fluchtreflex, wenn auch nur mit Mühe, zu unterdrücken. Ich nehme das Telefon in die Hand, atme 2, 3 Mal tief durch und ertappe mich dabei, wie ich laut zu mir selber sage: "OK, ganz ruhig!". Abnehmen, Telefonstimme aufsetzen, mit vollständigem Namen melden. Über-Chef meldet sich:
"Ich hoffe, ich störe nicht!"
"Nein, ganz im Gegenteil, ich warte sehnlichst auf Ihren Anruf" sage ich mit unverholener Nervosität (der soll ruhig merken, wie ich leide)
"Ja, also Andreas und ich finden Sie ja sehr toll..." den Rest habe ich nicht mehr verstanden, weil ich mich bemühen musste, nicht laut loszubrüllen vor Freude.

Es folgte eine Beschreibung der Zeitplanung für das nächste Jahr und die Aufforderung, mir zu überlegen, ob ich das so machen will. Wenn ja, soll ich mich in den nächsten Tagen melden, wollte er wohl noch sagen, aber ich habe ihn gar nicht ausreden lassen, sondern sofort knallhart herausgetrötet: "Da gibts nicht viel zu überlegen, ich nehm den Job!"
Er machte nicht den Eindruck, als sei er irritiert, sondern schien sich schelmisch zu freuen. Nach dem Gespräch war ich sicher, dass das verdammt coole 3 bis 4 Jahre werden.

Nun werde ich also ab dem 1. April in Göttingen am Uniklinikum sein. Meine Arbeitsgruppe wird im April teilweise umziehen und ich bin bis Ende des Jahres in dieser traditionsreichen Unistadt und kümmere mich mit einer "sehr netten, ruhigen" Doktorandin um ein vielversprechendes Projekt. Bevor mein direkter Chef wegzieht, weist er mich in diverse Techniken ein, um mich dann nach meinem Umzug ins wunderschöne Breisgau wieder zu übernehmen und in ein anderes (mindestens ebenfalls so vielversprechendes) Projekt einzuführen. Nach knapp zwei Jahren werde ich dann sitzen gelassen, weil Andreas sich in die Staaten verzieht. Ich hoffe, ich kann ihn mal besuchen.

Aber erst stehen diverse Hürden an, die es zu bezwingen gibt. Umzug, Wohnung, Verwaltung, Verträge, meinen Drecksjob hier zuende machen... Jaja. Aber es käuft was. Meine Schäfchen sind im Trockenen und das wurde höchste Zeit. Abgesehen davon, dass ich sehr genervt war von der ganzen Chose, hat sich mittlerweile schon das Arbeitsamt und meine Krankenversicherung bei mir gemeldet.

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