Mittwoch, 30. Januar 2008

Vorstellungsgespräch die 2te - Empfang und Vortrag

Oder: Wie man sich um Kopf und Kragen redet...

OK, das war Panikmache. Den Vortrag vorzubereiten war eine Sache, einem guten Dutzend finster dreinblickenden Elitewissenschaftlern ins Gesicht zu sehen und dabei möglichst nicht den Faden zu verlieren und die völlig pappig-trockene Fresse so gut wie möglich zu verbergen, ist die andere. Ich stand da vorne, lief, wie mir im Nachhinein auffiel, ständig vor- und zurück und versuchte meine dermaßen uneindeutigen Ergebnisse, so überzeugt wie möglich zu verteidigen. Was nur halbwegs gelang.
Angefangen hatte es eigentlich ganz gut. Abends nach dem Kurs setzte ich mich ins Auto. Wenige Stunden und einige Verfahrer später kam ich bei meinem Bruder an, wo ich das Nachtquartier aufschlug. Am nächsten Morgen machte ich mich dann auf ans MPI. Natürlich viel zu früh da. Gelegenheit, um im Auto nochmal die Abstracts der Papers durchzulesen und den Vortrag ein letztes Mal durchzugehen. Dann ans Institut. An der Pforte anmelden, Ausweis abgeben. Natürlich nicht dabei. Führerschein geht auch. Besucherkarte anstecken. Auf den Doktor warten. Da läuft alles mit Magnetkarten, man kommt nirgends rein, indem man einfach eine Klinke drückt und die Tür aufmacht. Nein: da wird eine Karte an nen Transponder gehalten und die Türen schwingen selbständig auf. Umsehen in der Vorhalle: weitläufig, alles mit Marmor, helles Café, locker abgeschirmt mit einem Oval aus
Milchglas-Wänden , ein beruhigender künstlicher See, Sonnendach, im Sommer öffenbar. Moderne Empfangstheke, dahinter ein riesen Flachbildfernseher, in die Wand eingelassen, auf dem das Tagesprogramm der Vorträge ablief, ganz modern mit grafischen Effekten. Die Crème de la Créme aus Harvard und so wurden angekündigt. Ich dachte, wenn da jetzt auch mein Vortrag aufleuchtet, bin ich sofort wieder weg. Da kam er, der Herr Doktor. Machte einen sehr sympathischen Eindruck. Kurzes Geplänkel, Fahrt gut gelaufen, schönes Wetter und so. Dann ab in den Seminarraum, Präsentation eingerichtet und nach und nach tröpfelten die Hörer herein. Und es wurden immer mehr. Ich wurde dem Auditorium vorgestellt. Einstieg gelungen, mein Englisch war OK. Aber nicht mehr. Ein Wort blieb mir weg, ich wusste nicht mehr, was Atemtrakt auf Englisch heißt. Eine hübsche Zuhörerin half mir und: sie LÄCHELTE. War glaube ich die einzige während des ganzen Vortrags. Ansonsten blickte ich in die üblichen skeptisch-aufmerksamen Wissenschaftlerantlitze. Wichtig, sich davon nicht einschüchtern zu lassen! Der einzige, der ständig freundlich schaute und mir aufmunternd zunickte, war mein potentieller zukünftiger Chef. Sympathisch!!

Und als der Vortrag vorbei war, kamen die unvermeidlichen questions. Meine Ergebnisse wurden, ja, man kanns fast so sagen: zerrissen. Aber das war ja eh klar. Sie haben ja recht. Die Daten waren scheiße und ich kann dann einfach nicht, wie es einem immer empfohlen wird, großartig überzeugt davon sein und diese Überzeugung weitergeben. Wie soll ich einen Blot, der drei beinahe aufeinanderliegende Banden zeigt und der mehr oder weniger mein bestes Ergebnis darstellt, schmackhaft machen? Wie soll ich überzeugend darlegen, dass die mittlere Bande die gesuchte ist, weil sie mehr oder weniger auf der selben Höhe liegt, wie die Positivkontrolle. Wenn das Wissenschaft ist, dann, äh. Naja.
Auch die Fragen gingen vorbei und die Wissenschaftler, die mich nun allesamt für die größte Null im Molekularbiologischen Umfeld halten müssen, verzogen sich wieder. Doc und ich gingen erstmal zum Essen in die Kantine einer hippen Biotechfirma. Kleiner Unterschied zur Mensa. Auch in der Preisen. Aber ich war Gast...

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