Donnerstag, 22. November 2007

Mündliche Prüfung - oder: der letzte Versuch

Irgendwann musste es ja kommen. Und natürlich bei einem Fach, das quasi sämtliche schlechten Seiten der Fächer Mathe, Physik und Chemie in sich vereinigt. Dazu noch ein Prof, der zwar sehr lieb ist und sich Mühe gibt, aber leider eine didaktische Nullnummer vor dem Herrn ist und immer bleiben wird. Den Dolchstoß versetzten mir die Übungsaufgaben, die ich natürlich nie machte.

Klausur Nummer eins: durchgefallen. War zu erwarten Die restlichen Klausuren des Semesters nahmen mich genügend in Anspruch und ich "verlegte" einfach auf die Nachklausur. Dafür hatte ich viel Zeit zum Übungsaufgaben lösen und lernte viel. Aufgrund völliger Unfähigkeit, kurze, prägnante Sätze zu formulieren, aus denen eindeutig hervorgeht, was verlangt ist, machte mir besagter Professor allerdings erneut einen Strich durch die Rechnung: Klausur Nummer zwei: durchgefallen. Und nun war die Kacke am Dampfen. Zwei Versuche hat der Student, der dritte besteht aus dem Härtefallantrag, der mündlichen Prüfung. Da steht man quasi schon mit einem Bein auf der Straße. Manche Kommilitonen gehen zwar mit einer bewundernswerten Routine in mündliche Prüfungen, für mich war es damals ein ziemlicher Schock. Kurz vorm Rausfliegen, und das schon im 2. Semester.
Nun gut. Die Warnungen des Tutors, auch ja die Übungsblätter regelmäßig zu lösen, wären also doch ernst zu nehmen gewesen. Klausuren in diesem Fach bestanden nämlich nur aus Rechenaufgaben. Die ganzen Hintergründe waren inoffiziell egal. Bei der Mündlichen ist das etwas anderes: da wird die Theorie abgefragt. Also: Buch lernen. Übrigens das erste Mal, dass ich mit Karteikarten lernte.
Naja. Ich fing früh an und machte es mir erstmal gemütlich. Zunächst musste dann der Antrag auf mündliche Prüfung stellen und den Vorschlag für den Zweitprüfer machen. Ein anderer Professor aus der gleichen Ecke war mein Mentor, das heißt, ich kannte ihn persönlich und traf mich auch öfters mit ihm und einigen anderen Studenten privat. Den nahm ich natürlich als Vorschlag. Dann galt es, zum Hauptprüfer zu gehen und ihn unter de Vorwand eines Termins ein wenig subtil auszufragen, was denn ungefähr drankommen könnte. Besonders hilfreich war das leider nicht, aber immerhin kannte er mich jetzt, sah, dass ich motiviert war und fest gewillt, die Prüfung zu schaffen. Durch meine offene Art, war ich den meisten Professoren sympathisch. Kam mir zumindest so vor, denn ein Professor gibt sich keine Mühe, eventuelle Unsympathieen zu verdecken. Und da sie eben immer freundlich zu mir sind, schließe ich darauf, dass ich ganz gut ankomme. Der Professor ist als sehr gutmütig, wenn auch völlig verplant, bekannt und hat meines Wissens noch nie jemanden in der mündlichen Prüfung rausgeschmissen. Und in mündlichen Prüfungen waren sicherlich Leute, die weit dümmer waren als ich, das weiß ich sicher. Von denen kenne ich einige. Daher war ich als grund-positiv eingestellter Mensch zunächst mal zuversichtlich.
Als der Tag der Prüfung kam, änderte sich das aber kurzzeitig. Kay hatte kurze Zeit vor mir vorsprechen müssen und als ich vor meiner Prüfung ganz kurz auftauchte um zu fragen, wie es gelaufen sei, antwortete sie mir schwach: "Scheiße, ich hab ne 4", will heißen, gerade so bestanden. Da blieb mir dann doch das Herz beinahe stehen. Ich zog den Kopf kommentarlos wieder aus dem Pausenraum zurück, schloss die Tür und verkrümelte mich mit zitternden Knien. Ruhelos tigerte ich vor dem Prüfungsraum auf und ab, wo gerade noch jemand abgefragt wurde, und die Zeit wollte einfach nicht vorbeigehen.
Irgendwann war die Stunde der Wahrheit gekommen und man rief mich herein. Die Prüfung läuft folgendermaßen ab:
Der Hauptprüfer begrüßt einen und fragt, ob man sich in der Lage fühlt, die Prüfung anzutreten. Dass muss er, damit man im Nachhinein nicht behaupten kann, das schlecht Ergebnis ist allgemeinenem Unwohlsein oder anderen Fadenscheinigkeiten zuzuschreiben. Dann ist der Fragende oft völlig erschüttert, dass man doch seine leichten Klausuren nicht bestanden hat. Da gilt es dann, eine taktisch kluge Formulierung auszuwählen, etwa "ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Sowas ist mir noch nie passiert" o.ä. Und irgendwann kommen dann eben die unvermeidlichen Fragen. Und von denen weiß ich so gut wie nichts mehr. Nur, dass ich ab und an doch sehr ins Straucheln kam, aber der Anteil dessen, was ich wusste überstieg das Nichtgewusste doch deutlich. Nach einer endlosen halben Stunde wurde ich vor die Tür geschickt. Bibber. Kurze Absprache zwischen Protokollant und Prüfer, die Tür öffnete sich und ich wurde wieder hereingerufen. Der Satz, der mich unglaublich erleichterte war: "Also, Du hast bestanden und kriegst ne 3.5" und das wars dann. Da bin ich der Exmatrikulation gerade nocheinmal von der Schippe gesprungen. Meine Kommilitonen inklusive Kay warteten mit Sekt auf mich, den ich erstmal wegkippte. Und was das Feiern danach anging: Wenn man sich sowas fest vornimmt, wird es zu 90% eine lahme Veranstaltung. Man ist erstmal nur froh, dass man aus der ganzen Scheiße draußen ist und will eigentlich nur schlafen. Endlich konnte ich mich auf mein nächstes Projekt kümmern: Die seit einem viertel Jahr sich anbandelnde Sache mit Anna zu einem positiven Ende zu bringen. Es dauerte keine 6 Wochen mehr zur Erfüllung der Mission. Aber das bleibt privat;-)

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